Der Bestseller-Autor Haruki Murakami schreibt in einem seiner Bücher, dass es im Japanischen ein Wort, einen Ausdruck für das Geräusch von klingenden Ohrringen einer Frau beim Gehen gibt.
Das hat mich damals beim Lesen fasziniert und daran muss ich jetzt denken. Ich sitze auf dem Leihfahrrad zurück an den Strand von Chaung Tha. Links das Meer der bengalischen Bucht, rechts ein grüner Blätterwald. Vor mir im Korb stapeln sich Wasserflaschen. Auf der Plastikfolie kondensiert das Wasser.
Kühlschrank trifft 34-Grad-Mittagshitze. An einer Flasche klebt Erde. Sie ist mir rausgehüpft, als ich über die Bretter-Brücke hinter dem Dorf bin. Die Jungs („hello, how are you?“) waten durchs Wasser darunter, um Fußballtore in den Sand am anderen Ufer zu malen. Sie lachen. Es ist keine Schadenfreude. Es ist ein Kichern, ein freudiges Lachen, über den Moment, den wir teilen. Ich lache zurück, wie ich es auf dem 15-Minuten-Weg zurück zum abgelegenen Strand alle paar Meter mache. Überall winken Menschen. Die Burmesen wirken wie Menschen, die sich über Fremde freuen, in Touristen nicht das große Geld sehen, sondern die große Welt.
„Das ist so ein ehrliches Lachen, ohne etwas zu wollen“, sagt SEIN Vater immer wieder.
Aber zurück zu den klingenden Ohrringen einer Frau beim Gehen.
Ich werde das Geräusch nicht vergessen, das auf der Fahrt meine Ohren berauscht.
Am Strand haben wir mir einen Sonnenhut gekauft. Einen aus Palmenwedeln geflochtenen, der für 40 Cent den Kopf gewechselt hat.
Im Fahrtwind flattern die Palmenwedel, sie rascheln. Als ich abbiege auf den Strand, durch den vollgesogenen Grund fahre, höre ich nur noch das saftige Schmatzen der schmalen Reifen im Sand und meinen raschelnden Sonnenhut. Ob es dafür einen Ausdruck im Japanischen gibt? Oder auf Burmesisch?
Nachts unter dem Moskitonetz.
ER schnarcht leise und gleichmäßig. Ich höre die Wellen, die Grillen, Frösche quaken, ein nicht zuzuordnendes Gezwitscher und zwischendurch meldet sich immer wieder bellend ein Gecko zu Wort.
Auf dem Moskionetz landet klatschend eine Insekt, wohl angelockt vom Handy-Licht. Mein Magen knurrt. Ich habe nach dem Teller gegrillter Garnelen, dazu Reis und Advocado-Salat, schon wieder Hunger. Schon um sieben haben wir gegessen, nach Sonnenuntergang am Strand, kalter Dusche im Bambusbungalow und Einsprühen mit brennendem Mücken-Spray auf dem Balkon.
Dieses plötzliche Wachliegen in der Nacht. Diese Geräusche. Diese Zufriedenheit, obwohl ich nicht mehr schlafen kann.
Ab morgens knattert der Generator gegen die Bananenhain-Idylle an. Wieder ein Weltreise-Gerräusch.
Sie alle zu hören, die Ohren auf zu haben, wieder bewusst mit allen Sinnen zu reisen, das ist ein Geschenk nach vier Monaten unterwegs! Danke, TT-Friedrich.
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