Gastbeitrag: „Backpacker-Beauty – Die ganze Wahrheit über Rucksack-Reisen“

Unsere Freundin Anne Pauly, 33, hat uns zwei Wochen in Indonesien besucht. In ihrem Gastbeitrag beschreibt sie die versteckte Schönheit des Backpackens. 

 

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Das beschriebene Klo - das Wabern ist nicht zu sehen

Das beschriebene Klo – das Wabern ist nicht zu sehen

Ich hocke über einem Loch in nebeneinandergereihten Holzbrettern. Knapp einen halben Meter unter mir türmt sich ein riesiger Fäkalien-Berg. Der warme Dunst wabert samt Fliegen empor. Von oben drückt die tropische Hitze.

Nach dem Geschäft pelle ich mich mühsam wieder in meine klitschnasse Hose. Unangenehm. Kurz vorher sind SIE, ER und ich in einen heftigen Regenschauer geraten. Während wir die indonesische Insel Gili Meno erkundeten, hat er uns überrascht. Wir waren bis auf die Unterwäsche durchnässt. Und ich musste mal ganz dringend.

In diesem Moment auf dem Plumpsklo wird mir bewusst – mit dem Rucksack durch fremde Länder reisen ist wunderschön. Aber es gibt auch Tiefpunkte…

Auf diese Schattenseiten des Backpacker-Daseins bereitet einen niemand vor. Da muss man selber durch. Aber ich teile gern:

Wer mit dem Rucksack unterwegs ist, sollte bereit sein, Dinge aufzugeben: good bye zu europäischen Hygiene-Standards, adé zur eigenen Eitelkeit und farewell zum vertrauten Spiegelbild.

Backpacker unter sich: SIE, ER, ich auf dem Boot nach Gili Meno

Unterwegs, wie auf der Insel Gili Meno, gibt es oft nur Salzwasser-Duschen. Danach spannt die Haut oder sie kribbelt wegen des Salzes. So richtig geduscht fühle ich mich nicht. Danach trockne ich mich mit einem dieser kompakten Schnelltrocken-Handtücher für Abenteuer-Reisende ab. Ein praktisches Reise-Utensil, aber am Körper fühlt es sich wie ein Schuh-Poliertuch an. Schön ist anders.

Sollte es doch mal eine Süßwasserdusche geben, ist das wohltuende Frische-Gefühl eh nicht von langer Dauer. Ständig muss man sich einschmieren. Sonnencreme, Moskito-Schutz oder abends dann After-Sun – irgendwas ist ja immer.

Jedes Liquid hinterlässt dabei seinen ganz eigenen charakteristischen Klebe-Film auf der Haut. Und das bei knapp 30 Grad. Unangenehm.

Fast so groß wie ein Streichholz: meine Hautfetzen

Fast so groß wie ein Streichholz: meine Hautfetzen

Apropos kleben und lösen. SIE und ich waren Schnorcheln. Ich hab mir dabei den Rücken verbrannt. SIE war beim Anblick meines feuerroten Rückens etwas verstört. ER sagt nur: „Ist nicht so schlimm. Ist morgen wieder gut“ – noch Tage danach hat es gezwiebelt, gezwickt und sich dann schließlich noch bis zum Abreisetag (zehn Tage später!) gepellt.

Ich weiß nicht warum, aber die Fingernägel sind auf so einer Reise auch immer irgendwie dreckig. Deswegen und um sich vor fiesen Keimen zu schützen, reibt man sich die Hände vor dem Essen mit Desinfektionsgel ein. Auch so ein Klebe-Liquid. Hat ein bisschen was von Flüssig-Pritt und Nagellackentferner.

Als Backpacker erkundet man die Welt gern auf eigene Faust. So wie ER, SIE und ich auf Lombok. Das geht mit einem gemieteten Roller besonders gut. Diese Freiheit. Herrlich.

Nachdem ER vor Kurzem mit einer dieser Maschinen einen Unfall und Schürfwunden hatte, ziehen wir sicherheitshalber Jeanshosen an. Bei 29 Grad und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit. Ich sag mal so, die Haut dankt es einem nicht.

Ehrlich

Ehrlich schön: Reisterrassen auf Lombok

Und weil es auf Lombok, diesem Eiland mit Mikroklima, um diese Jahreszeit fast jeden Nachmittag in Strömen regnet, nehmen wir noch ein Regen-Cover mit. Ich hab kein eigenes und borge mir eins im Hostel.

Während unser Entdeckungstour schüttet es am Nachmittag wie erwartet. Der geliehene Schutz und besonders der Kragen riecht salzig-süßlich nach fremdem Mensch. Unangenehm.

Das Regencape schützt vor dem Regen, aber nicht vor der Tropen-Hitze. Ich weiß nicht so genau, ob da Regentropfen meinen Bauch und Rücken herunterlaufen oder ob ich schwitze. Egal.

Das Nest der Bett-Wanzen - noch kann ich das aber nicht wissen

Das Nest der Bett-Wanzen – noch kann ich das aber nicht wissen

Abends zurück im Hostel geht jeder von uns duschen. Süßwasser. Wie schön. Frisch gewaschen sind wir bereit für’s Bett. Doch das Laken hat Löcher, hier und da sind Flecken von undefinierbarer Herkunft und aus dem Kopfkissen strömt der Geruch der letzten Gäste. Unschön.

Aber als wäre das noch nicht genug, entdecke ich zwei Tage später lauter rote kribbelnde Punkte an meinem Körper. Bed Bugs. Ist jetzt aber auch irgendwie egal. Juckt mich nicht mehr.

Iiiieh! Die Stiche

Iiiieh! Die Stiche

Mit einem Backpacker-Urlaub ist es nämlich wie mit einem Baby. Man wird durch die schönen Momente für alles Negative entlohnt. Durch einen einzigen Augenblick geraten alle Strapazen sofort in Vergessenheit. Man sieht und erlebt gemeinsam so viel Traumhaftes und Wunderschönes.

Ich würde so eine Reise jederzeit wieder machen. Vor allem, wenn ER und SIE dabei sind!

 

 

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